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Digitale Identitäten – was steckt dahinter?


Sei es die Buchung der nächsten Urlaubsreise oder der Login ins E-Mail-Postfach – digitale Identitäten sind schon heute allgegenwärtig. Doch während die oben genannten Beispiele mit wenigen Klicks erledigt werden können, muss in besonders sensiblen Fällen noch immer Ausweis oder Führerschein vorgezeigt und abgeglichen werden – zum Beispiel bei der Eröffnung eines Bankkontos, bei Behördengängen oder auch bei der Mietwagenabholung. Das ist nicht nur aufwändig, sondern mitunter auch langwierig.

Was ist also zu tun, damit man sich auch in solchen sensiblen Fällen komfortabel und sicher digital ausweisen kann? Über Lösungsansätze und Stolpersteine auf dem Weg zu vollumfänglich nutzbaren digitalen Identitäten wurde bei der siebten Ausgabe von „Digital auf Nummer sicher!“ gesprochen. Mit Bundes-CIO Dr. Markus Richter, Prof. René Mayrhofer als Director Engineering bei Google, Isabel Skierka vom Digital Society Institute der ESMT Berlin und Grünenabgeordneten Tobias Bacherle diskutiert Tagesspiegel Background Redakteurin Viola Heeger.


 

Was sind digitale Identitäten?
Im Wesentlichen ist eine digitale Identität eine Sammlung von zur Person gehörigen Attributen, wie etwa Name, Geburtsdatum, Wohnort oder auch seit neustem der Impfstatus. Sie sind dabei nicht begrenzt, so haben die meisten Menschen heutzutage eine ganze Reihe verschiedener digitaler Identitäten. Sie setzen sich zumeist aus E-Mail-Adresse oder Benutzername und einem Passwort zusammen und werden beispielsweise für Online-Shops, Soziale Medien oder Foren genutzt. Im Gegensatz dazu stehen „echte“ digitale Identitäten, also von vertrauenswürdigen Stellen überprüfte und ausgestellte Identitäten, wie etwa die eID oder bald Smart-eID. Statt sich mit dem Personalausweis in einem Videocall oder per Postident-Verfahren authentifizieren zu müssen, haben „echte“ digitale Identitäten das Potenzial dies nicht nur einfacher, sondern auch kostengünstiger umzusetzen.

“Die eID das wichtigste Digitalisierungsvorhaben der Bundesregierung.”
Dr. Markus Richter, Staatssekretär und Bundes-CIO


 

Wo stehen wir bei der Umsetzung?
Für Tobias Bacherle ist die eID der fehlende Schlüssel zur Digitalisierung der Verwaltung. Er unterstreicht die Wichtigkeit, dass sich die deutsche Lösung nahtlos in das europäische Framework einbettet und privaten Anbietern zur Nutzung offen steht. Dem pflichtet Bundes-CIO Dr. Markus Richter bei und ergänzt, dass die eID das wichtigste Digitalisierungsvorhaben der Bundesregierung ist. Ziel sei es, ein Ökosystem der Identitäten entstehen zu lassen, so dass Bürger:innen mit einer App verschiedene Angebote, bis zur Bankkontoeröffnung, nutzen können. Es geht nicht nur darum, eine Alternative zur analogen Identitäts-Authentifizierung zur Verfügung zu stellen, sondern eine Referenz zu schaffen, die auch von der Privatwirtschaft genutzt werden kann, so Dr. Richter. Kooperationen mit der Wirtschaft, wie etwa Smartphone-Herstellern, seien essentiell für eine erfolgreiche Implementierung, dürften aber nicht zu Lock-in-Effekten, etwa in Form begrenzter Geräteauswahl, führen.

Wie können wir aus Fehlern lernen?
Bei der konkreten technischen Umsetzung lauern viele Fallstricke, wie etwa die Ende 2021 gescheiterte Einführung der ID Wallet schmerzhaft gezeigt hat. Statt die digitale Nutzung des Führerscheins zu ermöglichen, führten technische Probleme und Datenschutzbedenken dazu, dass die App nach kurzer Zeit wieder zurückgezogen wurde. Auch das zweite Identitätsprojekt der Bundesregierung, die Smart-eID, erfährt aktuell deutliche Verzögerungen und auch hier sind technische Herausforderungen der Grund. Für Isabel Skierka sind sowohl Anwendungsfreundlichkeit als auch vielschichtige Anwendungsmöglichkeiten entscheidende Faktoren für eine hohe Nutzerakzeptanz.

„Es ist auch die Aufgabe von Technologieanbietern offene Plattformen bereitzustellen, damit sich ein Ökosystem aus staatlichen und privaten Lösungen entwickeln kann. Bei Android wurde dies beispielsweise mit den Identity Credentials geschaffen.“
Prof. René Mayrhofer, Director Engineering bei Google


Um ein funktionierendes Ökosystem aufbauen zu können, ist es entscheidend, dass die Rahmenbedingungen für Anwendungspartner aus der Wirtschaft gut ausgestaltet sind. Konkret bedeutet dies eine technisch einfach zu realisierende Einbettung in bestehende Systeme und möglichst geringe bürokratische Hürden.

„Es geht bei der Schaffung des Ökosystems auch darum, genügend Anwendungspartner zu haben.“
Isabel Skierka, Digital Society Institute


 

Ohne Vertrauen der Nutzer:innen geht es nicht! Abschließend betont Grünenabgeordneter Tobias Bacherle, wie wichtig das Vertrauen in digitale Identitäten ist. Grundvoraussetzung dafür ist etwa Nutzer:innen die Souveränität über ihre Daten zu geben. So sollten nicht nur sichere Rahmenbedingungen geschaffen werden, sondern auch das Vertrauen innerhalb der Bevölkerung. Die Diskussion zeigt, welches Potenzial digitale Identitäten haben, um Verwaltungsprozesse und private Dienstleistungen zu vereinfachen und Kosten einzusparen. Rückschläge und Projektverzögerungen unterstreichen aber auch, wie sensibel das Thema ist und wie hoch die Fallhöhe sein kann.

„Die wichtigste Aufgabe der Politik im Bereich digitaler Identität ist die Gewährleistung der Sicherheit von Nutzer:innen.“
Tobias Bacherle, MdB


Über die Gesprächsreihe
Gemeinsam mit dem Google Safety Engineering Center diskutiert der Verlag Der Tagesspiegel in der Gesprächsreihe Digital auf Nummer sicher! zu den Themen Cybersicherheit, Datenschutz und Vertrauen im Netz. In mehreren Panel-Diskussionen wird die Frage erörtert, wie man sich digital selbstbestimmt und sicher in Zeiten rasanten Wandels bewegt. Mehr Informationen zur Reihe und die Anmeldemöglichkeit zu den Folgeveranstaltungen finden Sie hier: www.digitalaufnummersicher.de
 

Das 1x1 der digitalen Identität
Die digitale Identität beschreibt eine Sammlung elektronischer Daten über die eigene Person. Dazu gehören u.a. der Name, das Alter, der Beruf oder auch der Impfstatus. Ein erster Schritt zur digitalen Identität ist der digitale Personalausweis, die sogenannte eID.

Die eID gibt es seit 2010 und sie basiert auf einem Chip auf dem Personalausweis. Die Verbreitung und Akzeptanz der Lösung bleibt bisher hinter den Erwartungen zurück, weswegen auch an der anwenderfreundlicheren Smart-eID gearbeitet wird.

Die Smart-eID ermöglicht die Speicherung des Online-Ausweises direkt im Smartphone. Die Ausweiskarte muss dann nur noch einmal, bei der Übertragung der Daten aus dem Chip des Ausweisdokuments, an das Smartphone gehalten werden.



 

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