zum Hauptinhalt
ANZEIGE
Future Sustainability Talk

Mit Technologie gegen den Klimawandel

Künstliche Intelligenz bietet Wirtschaft und Verbraucher:innen die Möglichkeit, den Kampf gegen den Klimawandel effizienter und alltäglicher mitzudenken. Sie kommt dafür schon deutlich häufiger zum Einsatz, als es einem vermutlich bislang bewusst ist. Doch wie sieht die weitere Entwicklung von KI und deren zielgerichteter Einsatz für die Umwelt aus? Bedenken die Regulierungsvorhaben von EU und Bundesregierung die Potentiale und Herausforderungen der Technologie bereits genug? Und braucht es einen Kulturwandel in Staat und Gesellschaft für neue Technologien? All das wurde im ersten Tagesspiegel “Future Sustainability Talk” diskutiert. Der Talk war eine erste Einstimmung auf die jährlich im November stattfindende Future Sustainability Week.

Bemerkenswerte Einigkeit zeigte sich in der Gesprächsrunde zu der Frage, wo wir mit KI in der Nachhaltigkeit stehen. Erste große Lösungen seien bereits etabliert und die Energieeffizienzen gestiegen. Es gelte jetzt in eine Umsetzungsphase und ein Ausreizen der Möglichkeiten zu gehen. Was dazu die nächsten Schritte sind, diskutierten Benjamin Brake, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Anna Naether, Manager für Government Affairs und Public Policy bei Google Deutschland, und Dr. Jürgen Reinert, der Vorstandssprecher von SMA Solar Technology AG.

Dr. Jürgen Reinert von SMA Solar machte am Beispiel seines Unternehmens klar, wie schnell es mit der Verknüpfung von erneuerbaren Energien und künstlicher Intelligenz geht. Seit vielen Jahren wird, so der SMA CEO, Künstliche Intelligenz bei der Datenanalyse der eigenen Wechselrichter eingesetzt. „Wir haben durch die Technologie eine sehr gute Möglichkeit vorherzusagen, wie Wind und Sonne kombiniert werden sollten und wie viel Speicher benötigt wird“, sagt Reinert und weist auf den Mehrwert für das gesamte Energiesystem hin.

„Wir haben eine sehr gute Möglichkeit vorherzusagen, wie Wind und Sonne kombiniert werden sollen und wie viel Speicher benötigt wird. Damit hat man eine sehr viel verlässlichere Möglichkeit auf diesen Strom zuzugreifen“ - Dr. Jürgen Reinert, SMA Solar Technology

Kulturwandel – Ein gemeinsames Denken von Nachhaltigkeit und Technologie

Auch für Google sei KI kein neues Thema, betont Anna Naether von Google. Auf der einen Seite seien dabei die Effizienz-Potentiale und auf der anderen Seite der Energieverbrauch von KI immer mitgedacht. Sie erläutert, wie Google die Möglichkeiten nachhaltigeren Handelns im Alltag sichtbarer macht. Google wolle Nutzer:innen dabei aufzeigen, „wo individuelle Möglichkeiten für mehr Klimaschutz eines jeden Einzelnen im Alltag liegen und wie groß dieser Hebel ist.“ Das trage zu einer Verlässlichkeit und Vertrauen im Alltag von Verbraucher:innen bei. Google Maps etwa zeigt die Potentiale an, mit einer anderen Routenführung CO2, Sprit und somit auch Geld einzusparen. Damit bahnt Google einen Kulturwandel in der Betrachtung von Nachhaltigkeit durch Digitalisierung an.

Moderator Jakob Schlandt (Tagesspiegel) im Gespräch mit Anna Naether (Google) und Benjamin Brake (BMDV)
 

„Transparenz ist für mich ein ganz wichtiges Thema: Wo habe ich den größten Hebel, wenn ich mein Verhalten ändere?“
Anna Naether, Google

Für einen Kulturwandel plädiert auch Benjamin Brake aus dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr. „Der vielfältige Einsatz von KI führt dazu, dass wir Effizienzen heben und das führt dazu, den Begriff der Nachhaltigkeit breiter zu definieren und zu verstehen“, merkt Brake an. Zunehmend gehe es nicht nur um die Ökologie. Brake zeichnet ein Bild einer Umsetzungsphase. Zentral sei es jetzt beispielsweise, die Abwärme von Server-Farmen zu nutzen. Dafür müsse lokal, mit dem passenden Netz, jedoch erst einmal die Möglichkeit geschaffen werden.

Künstliche Intelligenz braucht eine Menge Rechenleistung und damit Energie. Google, betont Anna Naether, hat sich daher das Ziel gesetzt, seine Rechenzentren und Büros bis zum Jahr 2030 ausschließlich mit kohlenstofffreier Energie zu betreiben. Was genau die künstliche Intelligenz mit dem Stromverbrauch der Digitalwirtschaft machen wird, das wird auf dem Panel festgehalten, sei heute noch nicht vorhersehbar. Mit dem steigenden Energiebedarf müsse schlichtweg bedacht umgegangen werden und die enorme Chance von Einsparungen durch neue Technologien erkannt werden.

Benjamin Brake aus dem Digitalministerium betont deshalb, sich zunehmend auf Digitalisierung zu verlassen sei „schlichtweg eine Ressourcenfrage“. Die baltischen Länder, die weniger Ressourcen haben, hätten dies bereits erkannt. Auch Naether hält fest, es sei wichtig, dass man neben den Herausforderungen auch die Chancen der künstlichen Intelligenz betone. Eine aktuelle, von Google in Auftrag gegebene Studie hat sich dieses Wechselspiel ebenfalls angeschaut. Das Ergebnis: Eine stärker digitalisierte Volkswirtschaft kann sich besser dekarbonisieren, als eine weniger stark digitalisierte.

Die Werkzeuge für Nachhaltigkeit und De-Risking sind da

Doch auch die Risiken von Digitalisierung wurden eingehend diskutiert. Jürgen Reinert von SMA macht klar, „Sie können sich vorstellen, dass diese Gefahr definitiv da ist“. Solarmodule könnten aus der Ferne gehackt und abgeschaltet werden. Reinert geht auf die öffentliche Sicherheit ein und prognostiziert, „Eine Ausschaltung von Solarmodulen aus China heraus ist technisch möglich“. Jede Firma habe dazu die Möglichkeit. Deshalb zählt es, wer der Anbieter ist. Um ein verlässlicher Anbieter erneuerbarer Energien zu bleiben, habe sich SMA aktiv aus China zurückgezogen. Für den öffentlichen Sektor betont Brake, stehe eine Standardisierung von kommunalen Dienstleistungen an. Damit verringere man da die Angriffsfläche, wo es möglich ist.

„Von der zukünftigen EU-Kommission, aber auch von der Bundesregierung wünsche ich mir, dass wir schauen, wie wir eine Konsolidierung hinbekommen. Um zu erreichen, dass mittelständische Unternehmen auch das machen können, was wir von ihnen erhoffen.“ 
Benjamin Brake, Bundesministerium für Digitales und Verkehr

Braucht es dafür noch mehr Regulierung? Für Benjamin Brake ist eine Sättigung eingetreten. „Von der zukünftigen EU-Kommission, aber auch von der Bundesregierung wünsche ich mir, dass wir schauen, wie wir eine Konsolidierung hinbekommen“. Die Umsetzung gerade für den deutschen Mittelstand werde immer zeitintensiver. Die Zeit fehle letztendlich bei den nachhaltigen Plänen der Unternehmen und insbesondere auch bei ihrer Transformation hin zu Effizienz über effektive Datennutzung. Anna Naether von Google berichtet aus der Praxis, „Bürokratie ist schon eine Hürde, auch für die großen Player“. Jürgen Reinert bekräftigt, dass auch die bekannten Anträge in der Energiebranche selbst für Gigawatt-Projekte bis zu einem Jahr in Anspruch nehmen.

Im Future Sustainability Talk klang bei allen Speakern durch, dass eine neue Phase des Zusammenspiels von Digitalisierung und dem Kampf gegen den Klimawandel erreicht ist. Eine Phase, in der Raum gelassen werden muss. Raum zum Absichern kritischer Infrastruktur und dem Heben von Effizienzen. Die Werkzeuge für Nachhaltigkeit und De-Risking sind da und sie werden bereits genutzt. Jetzt steht ein Kulturwandel hin zu einem gemeinsamen Denken von Technologie und Nachhaltigkeit an und eine mögliche Konsolidierung der Vorgaben aus der Politik. Damit muss es mit voller Kraft weitergehen.

Technologie x Klimaschutz Technologien, wie KI, bringen erhebliche Chancen für den Klimaschutz mit sich. Laut einer repräsentativen Umfrage des Branchenverbands Bitkom aus 2021, glauben 69 Prozent der Bevölkerung, dass sich das 1,5-Grad-Ziel ohne Digitalisierung nicht erreichen lässt. Auch die Technologien, die dabei helfen können den Klimawandel zu bekämpfen, sollen klimaneutral sein. Als eines der größten Digitalunternehmen weltweit setzt Google darauf. Bereits seit 2007 kompensiert Google seine Emissionen und hat es sich zum Ziel gesetzt, Büros und Rechenzentren bis zum Jahr 2030 ausschließlich rund um die Uhr mit kohlenstofffreier Energie zu betreiben.

Technologie kann Energieeffizienz über mehrere Wege leiten. Sie kann Handlungsoptionen für Verbraucher:innen aufzeigen und Firmen über effektive Datennutzung Einsparpotentiale verdeutlichen. Die Vernetzung von Prozessen ermöglicht in der Industrie und der Energiegewinnung auch automatische Abstimmung von Produktionsfaktoren aufeinander. Die eingesparte Energie senkt den Bedarf an erneuerbaren Energien für das Ziel der klimaneutralen Wirtschaft.


 

Artikel teilen