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Workation in der Wohngemeinschaft

Autorin: Alessa Brings

Marianne und Daniel Krüger haben mit viel Liebe, einem Blick fürs Detail und ökologischem Bewusstsein einen Ort zum Entspannen, Arbeiten und Urlaub machen geschaffen.

Die Bäume im großen Garten wiegen sich im Wind, der Regen prasselt sanft aber bestimmt gegen die Fensterscheiben. Drinnen, im Gutshaus, merkt man nichts vom Wetter draußen. Im Ofen brennt ein Feuer, knackend lodern die Flammen und verströmen eine Wärme, die den großen Saal mit seinem alten Dielenboden noch behaglicher werden lässt. Ein Sammelsurium aus liebevoll restaurierten Stühlen umrahmt einen langen, modernen Holztisch. Dahinter hat es sich Kater Remmidemmi auf einem der gradlinigen, modernen Sofas bequemgemacht. Aus der Küche nebenan duftet es nach Suppe. Ein ganz besonderes Landidyll. Marianne und Daniel Krüger, Gastgeberpaar im Gutshaus Zarchlin, haben das Glück, es jeden Tag genießen zu können.

Luftaufnahme Gutshaus Zarchlin I Foto: TMV/Gross
 

144 Jahre alt ist das Gutshaus mit seinen 1000 qm Wohnfläche. Es steht in Barkhagen, etwa zwanzig Minuten vom beliebten Ferienort Plau am See in Mecklenburg-Vorpommern entfernt. 2017 haben die Krügers es gekauft. Der gebürtige Hannoveraner und die gebürtige Niederösterreicherin wohnen eigentlich in Berlin, hatten aber schon lange vom eigenen Haus auf dem Land und fernab vom Trubel der Großstadt geträumt. Allerdings nicht unbedingt von einem Haus mit 100 Fenstern und sechs Wohnungen darin…

„Doch dann zog meine Schwester in eine Erwachsenen-WG auf dem Land“, erzählt Daniel. „Und das hat uns inspiriert. So etwas ähnliches wollten wir auch machen. Eine Art Gästehaus mit WG-Charakter.“ Die beiden hatten einen Ort im Sinn, an dem Menschen arbeiten, kreativ werden und Musik machen können. Deshalb gibt es im Gutshaus Zarchlin heute sechs Ferienwohnungen mit bis zu drei Schlafzimmern, dazu Gemeinschaftsräume und einen Probe-Raum für Bands.

Musiker im Gutshaus Zarchlin in Barkhagen I Foto: TMV/Gross
 

Es war reiner Zufall, dass Marianne und Daniel auf einer Internetplattform auf das Haus stießen. Die beiden waren in Mecklenburg-Vorpommern auf der Suche, wegen seiner weiten Landschaften, der Ursprünglichkeit, der Gemütlichkeit und des bodenständigen Charmes. Sofort gefiel ihnen das historische Anwesen mit den langen Fensterfronten, der majestätischen Treppe, den alten Buchen im drei Hektar großen Garten. Und sie erkannten das Potential, das in dem Haus steckte. Doch neben der anfänglichen Begeisterung über diesen Schatz, wog etwas anderes  schwer: Respekt. „Wir trauten uns zuerst nicht so recht an die Renovierung“, gesteht Marianne Krüger. Zu beeindruckend erschien ihnen die Geschichte des Gutshauses, das 1879 gebaut wurde, die Kriege überstand und zu DDR-Zeiten als wichtigste Begegnungsstätte des Dorfes Barkhagen fungierte – es war Rathaus, Kindergarten und Konsum zugleich.

Doch dann machten sie sich nach dem Motto „Denkmal trifft Zeitgeist“ einfach an die Arbeit. Dass beide in kreativen Berufen tätig sind – Marianne arbeitet in einer Bildagentur in Berlin, Daniel ist Architekt, kam ihnen zugute.

„Mein Anspruch als Architekt ist es, nichts kaputt zu machen und nachhaltig zu bauen – die Welt also ein Stückchen besser zu machen“, sagt Daniel. Daher verlief das Bauvorhaben so ökologisch wie möglich. Marianne und Daniel Krüger beschäftigten sich intensiv mit ökologischen Baustoffen und bezogen Holz, Lehm und Kalk aus der direkten Umgebung. Die Fensterrahmen im Haus wurden nicht erneuert, sondern restauriert, die Fenstergriffe sind aus der Originalzeit. Im Sommer wollen Marianne und Daniel eine Kläranlage bauen, die Terrasse ausbauen und die Treppe zum Haupteingang wieder in ihren Originalzustand versetzen. Bisher sind sie damit auf einem guten Weg: 2022 wurden die Krügers mit dem dritten Platz des „Bundespreises für Handwerk in der Denkmalpflege“ von der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz ausgezeichnet.

Eine wichtige Rolle spielten auch die Fenster des Hauses. Obwohl es ursprünglich mit 101 Fenstern errichtet worden war, wurde das Gutshaus lange das „Haus mit den 99 Fenstern“ genannt. Zwei waren zugemauert worden. Denn ein Gutshaus durfte auf keinen Fall so viele Fenster haben wie ein Herrenhaus oder Schloss. Und 100 Fenster waren nur in einem Herrenhaus erlaubt. Diese alte Feudalregel setzten Marianne und Daniel schnell außer Kraft: Sie öffneten die beiden zugemauerten Öffnungen und ließen Fenster einsetzen. Nach seiner Renovierung darf es heute, mit 144 Jahren, endlich so sein, wie es wohl von Anfang an gedacht war: offen für Menschen, die es kennenlernen wollen, mit all seinen 101 Fenstern.

Gutshaus Zarchlin Räume & Ausstattung I Foto: TMV/Gross
 

Auch mit der Inneneinrichtung gab sich das Paar große Mühe. Originalmöbel von damals gab es im Gutshaus nicht mehr. Deshalb zogen neue Möbelstücke und Accessoires ein. Auf Flohmärkten und im Internet fanden Marianne und Daniel Esstische und Betten; manche Stücke wie das große, majestätisch anmutende Himmelbett in der Ferienwohnung im Erdgeschoss bekamen Krügers sogar geschenkt. Der Flügel im Wohnzimmer ist ein Erbstück von Daniels Großvater. Im Trödelstübchen in Plau am See kauften die beiden Blumenvasen in warmen Farben und kleine Möbel, wie einen mit Stoff überzogenen Hocker. Im Trödelstübchen schauen sie auch heute noch gerne vorbei und gönnen sich im zugehörigen Café ein Stück Kuchen. Doch nicht nur deshalb fühlen sie sich in ihrer neuen Heimat wohl. Es sind auch die Umgebung, die Naturschutzgebiete, die Wälder und Seen, die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt und die Menschen, die das Paar in ihrer Entscheidung bestärkt haben, sich hier niederzulassen. „Entspannung ist hier ist ein Kinderspiel“, findet Daniel. Zu den Nachbar*innen im Ort pflegen Krügers gute Beziehungen und kaufen bei ihnen unter anderem auch Lebensmittel wie Bio-Gemüse ein.

Der Lieblingsplatz von Marianne und Daniel ist übrigens weder in Plau am See, noch an einem See in der Umgebung. Er befindet sich direkt vor der Haustüre, im Garten. Auf einer Bank, die aus einer alten Buche gezimmert wurde. Von dort sieht man die schönsten Sonnenuntergänge.

„Seit Winter 2021 wohnen wir im Gutshaus Zarchlin, seit 2022 empfangen wir Gäste“, sagt Marianne. Den Wunsch, in ihr Haus nach Berlin zurückzufahren, verspüren die beiden immer weniger, auch wenn keine Gäste da sind. „Auch hier können wir unseren Berufen nachgehen, genießen die Ruhe und freuen uns über neue Kontakte“, schwärmt Marianne Krüger. Hauptberuflich seien sie zwar keine Hoteliers – aber leidenschaftliche Gastgeber*innen und zwar immer dann, wenn sich die Chance ergibt.

Gemeinsames Kochen und Essen im Gutshaus Zarchlin I Foto: TMV/Gross


Die Stimmung im Haus ist warm und herzlich. „Es gibt Abende, an denen wir bis spät in die Nacht mit unseren Gästen zusammensitzen und quatschen, weil es so nett ist!“, freut sich Marianne. „Zu Gast bei Freunden sein, das ist unser Motto“, erklärt Daniel. Ihre Gäste dürfen immer anklopfen, nach Tipps fragen. Manchmal ergeben sich daraus auch gemeinsame Zeit, lange Gespräche. „Wir haben das in unserem Haus umgesetzt, was wir in unserem Traumurlaub gerne erleben würden.“ Sie setzen auf Qualität, Menschlichkeit und Nähe und ziehen dadurch Menschen an, die gute Dinge schätzen. Wie das Steingut-Geschirr, das in jeder Wohnung passend zum jeweiligen Farbschema ausgewählt wurde. Oder die Holzstühle, die ein Designer extra für den Vintage-Tisch in der größten Ferienwohnung im Obergeschoss entworfen hat. Oder die kuscheligen Betten mit der feinen Bettwäsche. Die modernen Badezimmer im alten Gemäuer. Außerdem haben sie ein Booklet gestaltet, in dem sie ihren Gästen ihre Lieblingsorte verraten und so die Schönheit der Landschaft mit ihnen teilen. Sie laden ihre Gäste ein, nicht nur ihr Gutshaus, sondern auch die Umgebung ausgiebig zu erkunden, kennenzulernen und ihren eigenen Lieblingsort zu finden. Vielleicht ist das sogar einer, den Marianne und Daniel selbst noch nicht kennen…


 

Mehr Infos zu Urlaub und Workation in Gutshäusern in MV:
auf-nach-mv.de/gutshaus-urlaub

 

 

 

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