Das Berliner Unternehmen bett1 ist mit seiner Bodyguard-Matratze regelmäßig Testsieger bei Stiftung Warentest. Was die Markenführung so erfolgreich macht, sind auch verschiedene Kooperationen in und um das Berliner Stadtleben. Wir stellen einige davon vor.
Ein Ort, der offen ist für alle – und in dem neue Wege des kollaborativen Arbeitens und Wirtschaftens erprobt werden: Das ist das Haus der Materialisierung (HdM) am Berliner Alexanderplatz. In den Lagerhallen im ehemaligen Haus der Statistik wird nicht nur über eine nachhaltige Zukunft nachgedacht, sondern diese wird in jeder Ecke gelebt – in Materiallagern und Ateliers, in Laboren und Werkstätten.
Seit seiner Gründung vor vier Jahren hat sich das HdM zu einem einzigartigen Kreativkosmos entwickelt, in dem Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Gemeinschaft im Fokus stehen. Es ist ein Ort von Austausch und Innovation, von Experimentieren und Wissensvermittlung – und vor allem ein Ort, an dem jenseits von Konsum- und Wegwerfgesellschaft Ideen für eine nachhaltigere Zukunft entwickelt werden. Die Macher:innen selbst sprechen von einem „Produktionsort für zirkuläre Praxis“.
Eines der Herzstücke des HdM sind seine offenen Werkstätten. Hier treffen Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen aufeinander: Kunstschaffende und Forschende, Handwerkerinnen, Umweltaktivisten und interessierte Nachbarn. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, Materialien und Ressourcen in einem Kreislauf zu halten – durch Wiederverwendung, Reparatur und Upcycling. Holz, Metall, Textilien und vieles mehr finden hier ein zweites Leben. Wer eine kaputte Lampe, ein altes Fahrrad oder beschädigte Möbelstücke hat, kann sich Rat holen oder gleich selbst Hand anlegen, etwa in der offenen Holzwerkstatt des Vereins BAUFACHFRAU e.V., die jeden Dienstag und Mittwoch ab 15 Uhr stattfindet.
Holz, Metall, Textilien und vieles mehr findet im HdM ein zweites Leben
Fotos: © Raquel Gomez
Doch das Haus der Materialisierung ist weit mehr als nur eine Werkstatt. Es versteht sich als Labor und Lernort. Regelmäßig finden Workshops und Vorträge zu Themen wie Kreislaufwirtschaft, Zero Waste oder nachhaltigem Bauen statt. Die Angebote richten sich an alle, die mehr über umweltfreundliche Alternativen in ihrem Alltag erfahren möchten – von den Basics der Müllvermeidung bis hin zu komplexen Bauprojekten, die ohne neue Ressourcen auskommen.
„Was das Haus der Materialisierung so besonders macht, sind die Synergien, die sich hier ergeben“, sagt Nora Wilhelm aus dem Vorstand des Mitkunstzentrale e.V. Wilhelm selbst betreibt im HdM seit drei Jahren ein Pilzkunstlabor – und zwar in Kooperation mit dem Fachbereich für angewandte und molekulare Mikrobiologie der TU Berlin. 2022 hat sie mit dem Verein Mitkunstzentrale erprobt, wie aus Althölzern in Verbindung mit Pilzmyzel Verbundstoffe entstehen können – Myzelkomposite, die beispielsweise als Dämmmaterial auf dem Bau eingesetzt werden könnten. Wilhelm selbst spricht von „regionaler kaskadischer Biomassenutzung“: Es geht darum, städtische Abfälle wie etwa geschreddertes Sperrholz oder Holzdielen sinnvoll weiter zu verwerten.
Ein weiteres zentrales Anliegen des Hauses ist die Schaffung einer Plattform für kollaborative Projekte. Verschiedene Initiativen und Kollektive haben hier ihren festen Platz gefunden, darunter der Zero Waste Materialmarkt des Vereins Kunst-Stoffe e.V.: Ein Bau- und Kreativmarkt, auf dem Stoffe, Eisenwaren, Holz, Farben und vieles mehr angeboten werden, die allesamt aus Materialspenden stammen.
Die Architektin Rhea Gleba leitet das Lager und den Verkauf. Sie selbst hat ihre berufliche Laufbahn – wie viele im HdM – in der klassischen Architektur begonnen. „Die Kultur dort ist sehr hierarchisch und traditionell. Außerdem war ich zunehmend frustriert davon, wie die Materialströme laufen“, so Gleba. Im Haus der Materialisierung erlebt sie seit fast drei Jahren eine ganz andere Art des Arbeitens: „Wir haben eine basisdemokratische Community – das ist einfach spannend! Und ich habe hier das Gefühl, dass ich wirklich etwas bewegen kann.“
Ein weiterer studierter Architekt im HdM ist der 33-jährige Lukas Rosier, der hier mit Holz arbeitet und beispielsweise mit retournierten Lattenrosten des Herstellers bett1 arbeitet. „Was für andere Abfall ist, ist für mich ein kulturelles Artefakt. Mich fasziniert es, Zwecke zu entfremden und auszuloten, wie sich die ursprüngliche Funktion von Dingen transformieren lässt.“
Zum Ende des Jahres ist das Haus der Materialisierung in seiner aktuellen Form passé: Aufgrund von Bauarbeiten müssen die Projekte in benachbarte Gebäude umziehen. Doch auch dort werden sie daran arbeiten, partizipative und kreative Zugänge zur Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen – und zwar mitten in Berlin!
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