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Deep Tech – Europas große Chance


 

Wenn vom 21. bis 23. Mai die Messe Berlin zum Schauplatz der GITEX Europe 2025 wird, richtet sich der Blick nicht nur auf neue Produkte, junge Start-ups und digitale Geschäftsmodelle. Es geht um nicht weniger als die technologische Selbstbehauptung Europas in einer Welt, in der Technologie längst auch Machtfrage ist.

Im Zentrum steht dabei ein Begriff, der noch nicht überall angekommen ist, aber rasant an Bedeutung gewinnt: Deep-Tech. Gemeint sind technologiebasierte Innovationen, die auf jahrelanger Forschung beruhen, interdisziplinär gedacht sind und das Potenzial haben, Wirtschaft und Gesellschaft tiefgreifend zu verändern. Künstliche Intelligenz, Quantencomputing, Robotik, neue Materialien, Biotechnologie und Green-Tech gehören dazu. Es sind Technologien mit langer Reifezeit – und strategischer Relevanz.

Globale Kräfteverschiebungen

Europa steht im internationalen Vergleich unter Druck. Die Vereinigten Staaten investieren seit Jahren massiv in Zukunftstechnologien – zuletzt mit dem sogenannten „Stargate Project“, das bis zu 500 Milliarden Dollar für KI-Rechenzentren und Halbleiterproduktion mobilisieren soll. China verfolgt unterdessen eine zentral gesteuerte Technologiepolitik, mit Milliardeninvestitionen in Quanten- und Biotechnologie, einem starken Fokus auf Autarkie – und geopolitischem Kalkül.
Europa hingegen punktet in der Forschung – doch der Transfer in marktfähige Produkte und Anwendungen gelingt bislang nur schleppend. Laut einer Studie von Atomico (2024) erhalten europäische Deep-Tech-Start-ups im Schnitt 60 Prozent weniger Wagniskapital als ihre US-Pendants. Zu wenig Tempo, geringe Risikobereitschaft, zu viele regulatorische Hürden – so das internationale Credo.

Investitionen und Reformen

Die Europäische Kommission hat jetzt mit dem European Innovation Council (EIC) und der InvestAI- Initiative strategische Unterstützungsprogramme aufgelegt, um die technologische Souveränität im globalen Innovationswettlauf zu sichern. Im Mittelpunkt steht die „InvestAI“-Initiative, mit der bis 2035 rund 200 Milliarden Euro für den Aufbau von KI-Gigafabriken, Quanteninfrastruktur und die Förderung innovativer Start-ups bereitgestellt werden sollen. Parallel dazu will Brüssel das Beihilferecht flexibilisieren, damit Mitgliedstaaten gezielter Schlüsseltechnologien fördern können. Auch der EU AI Act, der 2024 in Kraft trat, wird derzeit überarbeitet – insbesondere, um Start-ups zu entlasten und Bürokratie zu reduzieren.
„Deep-Tech ist kein Zukunftsthema mehr – es ist eine Überlebensfrage“, sagt ein Sprecher des Deep-Tech-Forums in Brüssel. Denn technologische Abhängigkeiten, etwa in der Cloud-Infrastruktur oder bei Hochleistungschips, gelten längst nicht mehr nur als wirtschaftliches Risiko, sondern als sicherheitspolitische Schwäche.

Deep-Tech Alliance

Eine zentrale Rolle spielt dabei die Deep-Tech Alliance – ein paneuropäisches Netzwerk aus Innovationszentren, Wissenschaftsparks, Universitäten, Unternehmen und Investoren. Aus derzeit elf europäischen Ländern kommend, vernetzt die Allianz Start-ups mit Industrie und Kapital. Ihr Fokus: fünf strategische Felder – Clean Energy, Industry 4.0, Medizintechnik, Versorgungswirtschaft und Cybersecurity. Allein im vergangenen Jahr hat die Alliance über 130 Start-ups in Förderprogramme aufgenommen und mehr als 120 Kooperationen zwischen Start-ups und Unternehmen vermittelt.
Auf der GITEX Europe wird die Deep-Tech Alliance gemeinsam mit der Europäischen Kommission und führenden Industriepartnern aufzeigen, wie Deep-Tech zur Resilienz Europas beitragen kann – etwa bei der sicheren Energieversorgung, in der medizinischen Diagnostik oder beim Schutz kritischer Infrastrukturen vor Cyberangriffen.

Strategischer Aufbruch

Die GITEX Europe 2025 wird zur Bühne für die neue europäische Deep-Tech-Strategie. Mehr als 40.000 Teilnehmende aus über 100 Ländern, über 1.000 Start-ups und zahlreiche internationale Delegationen machen Berlin im Mai zur Hauptstadt der Tech-Politik.


Von Claudia Kleist

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