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Kooperationen für die Zukunft

„Ich war von heute auf morgen ein anderer Spieler“

© Michael Breyer

Den früheren Profi Markus Zoecke kennen Tennisfans heute als Kommentator bei Eurosport. In seiner aktiven Zeit gehörte er zur Davis-Cup-Generation um Boris Becker und Michael Stich und erreichte 1992 Platz 48 auf der Weltrangliste. Nach seiner Karriere gründete er ein eigenes Trainingszentrum, von 2013 bis 2020 war er Sportdirektor beim LTTC Rot-Weiß Berlin. Heute ist er Turnierdirektor der Berlin Tennis Open.

Er gehört zu den Initiatoren der von bett1 unterstützten Programme „Tennis macht Schule“ und „bett1 Multisportevent“. Im Interview erinnert er sich an die Anfänge seiner Tenniskarriere und erklärt, wie er dazu kam, gemeinsam mit bett1 Events für Kinder ins Leben zu rufen.

Wie hat dich damals die Begeisterung für Tennis gepackt?

Das ist ziemlich einfach. Ich habe Fußball gespielt, und mein kleiner Fußballverein, der SG Rupenhorn, hat zugemacht. In den Sommerferien in Österreich gab es einen Tennisplatz, und mein Vater meinte: „Versuch's doch mal!“ Der Trainer hat dann meinem Vater gesagt: „Schauen Sie, dass der Junge dran bleibt, der hat Talent!“ Es hat dann ein Jahr gedauert, bis ich Mitglied beim LTTC Rot-Weiß werden konnte, ich erinnere mich noch an meine erste Trainerstunde, vierzig Minuten. Da war ich knapp elf Jahre alt.

Ist das ein typisches Einstiegsalter für Tennis?

Heute würde man sagen, das ist zu spät. Wenn die Kinder zur Schule gehen, lernen zuzuhören und auch mal in Ruhe auf dem Hintern zu sitzen, etwa mit sechs, das ist das perfekte Einstiegsalter.

Wer waren deine Förderer?

Mein erster Trainer hier in Berlin war Rainer Pieper, der leider schon verstorben ist. Er galt damals als der beste Trainer bei Rot-Weiß. Mit ihm habe ich angefangen, dann kam Hans-Jürgen Pohmann als Landestrainer von Berlin dazu. Rot-Weiß hat mich sehr unterstützt. Wir haben als junge Burschen auch Bundesliga spielen können und ein bisschen Geld bekommen. So konnte ich es mir zum Beispiel leisten, im Auto nach Bremerhaven zu fahren, um ein Turnier zu spielen.

Hattest du sportliche Vorbilder?

Björn Borg und John McEnroe sind mir am stärksten in Erinnerung. Und obwohl wir fast gleich alt sind, war natürlich Boris Becker ein Vorbild. Ist ja klar!

Du hast selbst auch mit ihm gespielt. Wie war das?

Wir hatten uns bei Jugendturnieren öfter gesehen, und mit 17 ist er dann auf die Überholspur gewechselt. Er hat das deutsche Tennis sehr geprägt. Unsere ganze Generation, die Davis Cup gespielt hat – Charlie Steeb, Eric Jelen, Patrik Kühnen, Michael Stich – ist rund um Boris gewachsen. Wir waren viele! Zeitweise waren wir zwölf Deutsche unter den ersten Hundert der Weltrangliste.

Wir konnten's alle ganz gut, aber nicht so gut wie er. Trotzdem: Mit ihm zu spielen, hat uns enorm motiviert.
über die gemeinsame Zeit mit Boris Becker

Du sagst, ihr seid an Boris gewachsen. Wie merkt man das?

Du denkst: Mein Gott, ich habe doch mit dem immer trainiert – warum ist der jetzt so viel besser als ich? Dann traut man sich selbst mehr zu und denkt sich, so groß war der Unterschied doch gar nicht! Das muss man dann natürlich unter Beweis stellen, und es folgt ein Schritt auf den anderen. Aber man spürt, dass man dazugehört. Wenn der das kann, kann ich das auch! Das stimmt natürlich nicht im Fall von Becker. Wir konnten's alle ganz gut, aber nicht so gut wie er. Trotzdem: Mit ihm zu spielen, hat uns enorm motiviert.

Wann hast du gemerkt, dass eine Profikarriere für dich in Frage kommt?

Nach dem Abitur hatte ich eine schwere Verletzung, ich war neun Monate außer Gefecht. In der Zeit habe ich angefangen zu studieren, habe mich körperlich wieder aufgebaut. Ich war immer sehr groß und dünn gewesen, habe dann mehr Kraft bekommen. Von heute auf morgen war ich ein anderer Spieler. 1988 wurde ich in Mainz-Finthen Deutscher Meister. Ich war zwanzig und habe plötzlich gemerkt: Ich bin viel besser als ich denke dass ich bin. Dann ging es ganz schnell. Ein Jahr später war ich die Nummer 107 auf der Weltrangliste.

An welches Turnier erinnerst du dich am liebsten?

Ich war gern in Miami, in Key Biscayne. In Australien habe ich gern gespielt, auch die Sommerhartplatzsaison in Amerika. Mein bester Belag war langsamer Hartplatz. Schönes Wetter fand ich gut, das hat auch meinem Körper gutgetan.

Wann kam bei dir der Punkt, an dem du gesagt hast: Jetzt möchte ich etwas weitergeben?

Ich habe die Karriere mit 29 nach einer Knieverletzung beendet. Dann stehst du erstmal da und überlegst, was du mit deinem Leben machst. Ich bin dann auf dem Geburtstag von Charlie Steeb wieder mit Boris zusammengetroffen. Damals wurde das Mercedes Juniorteam gegründet, Becker bekam ein Budget, um die besten deutschen Jungs zu fördern. Einen Trainer hatte er schon, er brauchte aber noch einen Manager. Ich zog von Berlin nach München, denn es war eine super Chance, mit jungen Leuten zu arbeiten. Das war das erste Mal, dass ich meine Erfahrungen weitergegeben habe.

Wie ging es dann weiter?

Ich habe im Tennis alles gemacht, was man machen kann: Trainerstunden gegeben, meine eigene Academy aufgebaut. 2013 bin ich zurück nach Berlin und habe als Sportdirektor bei Rot-Weiß angefangen. Dem Club ging es nicht gut. Ich habe den Sportbereich wieder verbessert, die Tennisschule vergrößert, die Programme verändert. Die Mannschaften spielen heute wieder sehr erfolgreich in der Bundesliga. Seit fünf Jahren gibt es im Steffi-Graf-Stadion nun mit dem Berlin Tennis Open wieder ein Turnier.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit bett1?

Mit bett1 fanden wir ziemlich schnell einen Titelpartner für das Turnier, die bett1-Open. Irgendwann haben mich die Verantwortlichen angesprochen: „Markus, super mit dem Turnier, aber wir wollen nicht nur Titelpartner eines exklusiven Tennisturniers sein. Was können wir machen?“ Mein Gedanke war dann: Wenn wir einen sozialen Aspekt reinbringen wollen, dann müssen wir an die Schulen. In Ballsportarten wird an Schulen alles gemacht, nur nicht Tennis – weil sie das Equipment nicht haben. So ist „Tennis macht Schule“ entstanden.

Und jetzt wird fröhlich in den Schulen Tennis gespielt. Vor allem ja  auch in Schulen, wo die Kinder nicht die Chance haben, in einen Verein einzutreten, teures Equipment zu kaufen. Das ist der schöne Gedanke, der dahinter steckt: Tennis zugänglich zu machen für jedes Kind.
zur Motivation von „Tennis macht Schule“

Was habt Ihr dann gemeinsam auf die Beine gestellt?

Wir haben an 300 Grundschulen in Berlin, an 20 in Brandenburg und 30 in Mecklenburg-Vorpommern Equipment verteilt und Sportlehrer geschult. Und jetzt wird fröhlich in den Schulen Tennis gespielt. Vor allem ja auch in Schulen, wo die Kinder nicht die Chance haben, in einen Verein einzutreten, teures Equipment zu kaufen. Das ist der schöne Gedanke, der dahinter steckt: Tennis zugänglich zu machen für jedes Kind.

Wie seid Ihr dann auf das Multisport-Event gekommen, bei dem ALBA als Veranstalter auftritt?

bett1 unterstützt ALBA schon lange, wie auch den Tennis-Sport. Hinzu kommen die Handballerinnen Spreefüxxe, im letzten Jahr die Football-Mannschaft Berlin Thunder, und sie sind auch schon lange beim ISTAF dabei. Im letzten Jahr wollte bett1 als Initiator im Jahn-Sportpark ein Multisportevent umsetzen, bei dem alle von ihnen unterstützte Sportarten vertreten sind.

Was wünschst du dir von einer solchen Veranstaltung?

Wir wollen, dass Kinder sich bewegen, dass sie sportlich und gesund sind. Jeder soll die Disziplinen einfach mal ausprobieren, Feuer fangen und sich dann vielleicht für mehr Sport entscheiden. Das ist der Nutzen für die Kids und der Ansporn von bett1, da für Bewegung zu sorgen. Wir geben die Initialzündung.

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