Auch Baumärkte stellen sich zunehmend auf die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft ein. Im Einzelhandel bedeutet dies, Ressourcen möglichst lange im Wirtschaftskreislauf zu halten – etwa mit recyclingfähigen Verpackungen, Mehrweglösungen oder dem Einsatz recycelter Materialien. Erste Maßnahmen sind umgesetzt. Doch wie viel Potenzial steckt noch in der Branche?
Die besondere Herausforderung: Die Baumarktbranche ist geprägt von einer enormen Bandbreite an Produkten. Diese Vielfalt macht das Nachhaltigkeitsmanagement besonders anspruchsvoll: Denn jedes Produkt weist spezifische Herausforderungen innerhalb seines Lebenszyklus auf, die individuelle Lösungen erfordern.
toom, ein Unternehmen der Rewe Group, hat sich zum Ziel gesetzt, ressourcenschonendere Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette umzusetzen. Dabei geht es nicht nur um einzelne Produkte, sondern um
grundlegende Veränderungen – angefangen bei den Verpackungen bis hin zu Mehrweglösungen für den Pflanzentransport.
Ein Beispiel: Seit 2021 stellt das Unternehmen die Verpackungen seiner Blumenerden auf recyclingfähiges Material um, das zu mindestens 80 Prozent aus sogenanntem Post-Consumer-Rezyklat besteht – also Kunststoff, der bereits einmal im Umlauf war. Gleichzeitig wird der Materialeinsatz reduziert. Auch im Sortiment setzt toom zunehmend auf Produkte mit hohen Rezyklat-Anteilen, etwa Baueimer oder Wannen.
Das allein aber macht noch keine Kreislaufwirtschaft. Doch toom setzt an weiteren Stellen an – etwa bei Logistiklösungen. Mit dem System „Floritray“ ersetzt das Unternehmen klassische Einweg-Pflanzenpaletten durch eine Mehrwegalternative. Seit 2023 sind zusätzlich 300.000 Paletten im Umlauf, wodurch jährlich mehr als eine Million Einwegvarianten entfallen. Das entspricht einem Einsparpotenzial von über 200 Tonnen Kunststoff pro Jahr.
Auch kleinere Veränderungen haben Wirkung: Kunststoffetiketten bei Zimmerpflanzen wurden durch Papier ersetzt, auf Pflanzenstecker wird – wo möglich – verzichtet. Das spart allein rund 30 Tonnen Plastik jährlich.
Allerdings zeigt sich: Der Weg zur echten Zirkularität ist komplex. Verpackungen müssen nicht nur recycelbar, sondern auch tatsächlich recycelt werden. Das erfordert klare Standards, echte Materialkreisläufe – gerade bei unterschiedlichen Kunststoffen – und politische Vorgaben. Ohne verbindliche regulatorische Rahmen bleibt die Transformation Stückwerk.
Daher plädiert toom für klare gesetzliche Rahmenbedingungen. Aus Unternehmenssicht genügen freiwillige Einzelinitiativen nicht, da sie oft weder wirksam noch wirtschaftlich tragfähig sind und für Kundinnen und Kunden schnell unübersichtlich werden. Führt jeder Händler sein eigenes Mehrwegsystem ein, verliert die Lösung zudem an Akzeptanz. Potenzial steckt daher eher in gemeinschaftlich abgestimmten Konzepten sowie digitalen Ansätzen, die Transparenz über Materialien und Rückführungswege schaffen können.
Die große Frage bleibt: Können Baumärkte überhaupt zur Drehscheibe für Kreislaufwirtschaft werden? Als Teil eines Systems, das auf Masse und Verfügbarkeit ausgelegt ist, stehen sie vor einem Spagat. Nachhaltigere Alternativen müssen nicht nur entwickelt, sondern auch flächendeckend akzeptiert – und dabei bezahlbar bleiben.
Der Wandel ist angestoßen. toom gehört zu den Akteuren der Branche, die das Thema systematisch angehen und aktiv die Kreislaufwirtschaft nach vorne bringen wollen. Ob daraus ein branchenweiter Umbruch wird, hängt jedoch nicht zuletzt von der Politik – und vom Verhalten der Verbraucher:innen – ab.
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