Amazon Web Services (AWS) ist eine umfassende und sich ständig erweiternde Cloud-Plattform, die weltweit über 200 verschiedene Services anbietet. Tanuja Randery verantwortet als Managing Director die Region EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) von der Cloudsparte AWS. Wir haben die Visionärin zu einem exklusiven Gespräch über Europas Weg in das digitale Zeitalter, die Chancen von KI, die Bedeutung von digitaler Kompetenz und die Rolle von Frauen in der Tech-Welt getroffen.
Die GITEX EUROPE startet am 21.-23. Mai 2025 in Berlin. Was sind Ihre Erwartungen an die Europa Premiere der internationalen Tech-Messe?
Berlin ist ein großartiger Knotenpunkt mit einem lebendigen Ökosystem. Für uns bietet die GITEX EUROPE, wie auch in Dubai, eine großartige Chance uns mit unseren Partnern, Kunden und allen Unternehmen - von Startups bis zu Großkonzernen - über die digitale Transformation auszutauschen. Die Digitalisierung weltweit, aber auch in Europa, schreitet mit großen Schritten voran. Ich glaube, dass die Messe Europa dabei helfen wird, seine Digitalisierungsbemühungen sichtbarer zu machen und seine Wettbewerbsfähigkeit zu unterstreichen. Und das ist immens wichtig, wenn man bedenkt, dass wir uns mit dem Aufstieg von künstlicher Intelligenz (KI) in der größten technologischen Transformation seit der Cloud befinden. Laut einer unabhängigen Studie von Strand Partners, die AWS in Auftrag gegeben hat, schätzt man, dass die Einführung der KI bis 2030 einen zusätzlichen Beitrag von 600 Milliarden Euro zur Bruttowertschöpfung der europäischen Wirtschaft leisten könnte. Sie hat damit also einen wesentlichen Einfluss auf die Produktivität und das Wachstum Europas.
AWS plant langfristige Investitionen in Höhe von 7,8 Milliarden Euro in die erste Region der European Sovereign Cloud in Brandenburg. Damit sollen bis 2040 rund 2.800 Vollzeitstellen bei regionalen Unternehmen unterstützt werden. Der Projektstart ist für Ende dieses Jahres vorgesehen. Das ist ein starkes Statement.
Deutschland ist für uns sehr interessant, weil es das industrielle Kraftzentrum Europas ist. Wir glauben, dass es für deutsche Unternehmen wichtig ist, Cloud-Technologien zu nutzen, um sowohl ihren Fokus auf Kostentransformation als auch 2ihre Fähigkeit zur Einführung von KI fortzusetzen. So können sie beispielsweise ihren Kunden ein besseres Benutzererlebnis bieten und interessante Möglichkeiten für das Management von Produktionsplattformen nutzen. Letztlich geht es darum, Innovation zu ermöglichen - nicht nur bei der Hardware, sondern auch bei der Software. Deutsche Unternehmen haben hier die Chance auf ihrer Innovationskultur weiter aufzubauen. Und hier sehen wir bereits deutsche Unternehmen, die diesen Weg gehen: Sowohl auf der Datenebene als auch bei KI-Technologien. Ein Cloud-First-Modell ermöglicht und erleichtert die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens. Es ist skalierbarer, agiler, widerstandsfähiger, sicherer und kosteneffizienter als On-Premises-Infrastruktur. Auch in Bezug auf Nachhaltigkeit ist die Cloud effizienter.
Der Global Gender Report des Weltwirtschaftsforums von 2024 zeigt auf, dass digitale Kompetenzen immer stärker berufsentscheidend werden. Das erfolgreiche Projekt von AWS „Skills to Jobs“ liegt Ihnen besonders am Herzen.
Wir bei Amazon und AWS wissen, dass es entscheidend ist, sich für die Entwicklung digitaler Bildungsprogramme zu engagieren und in die Mitarbeitenden auf diesem Gebiet zu investieren. Der Mangel an digitalen Fähigkeiten ist das größte Hindernis auf dem Weg in eine erfolgreiche digitale Zukunft. Lediglich 19% der europäischen Unternehmen finden es derzeit einfach, qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Diese große Lücke, die wir auf dem KI-Arbeitsmarkt haben, ist entscheidend und muss geschlossen werden. Wir brauchen alle Talente, die es da draußen gibt, um dieses Ziel für Europa zu erreichen.
AWS hat sein Ziel, bis 2025 weltweit 29 Millionen Menschen in Cloud-Fähigkeiten auszubilden, übertroffen und bereits über 31 Millionen Lernende in mehr als 200 Ländern unterstützt.
Ja, darauf sind wir sehr stolz. Im Dezember 2024 haben wir auf unserer Konferenz in Las Vegas, der AWS re:Invent, eine neue Initiative für Bildungsgerechtigkeit angekündigt, die weitere 100 Millionen Dollar an Investitionen umfasst und sich auf die Benachteiligten und unterrepräsentierten Gemeinschaften in der digitalen Welt konzentriert. Ich finde dieses Programm großartig. Wir bieten eine Vielzahl kostenloser Weiterbildungen an. Sei es in Onlinekursen, in Partnerschaften mit Universitäten, in speziellen Programmen für junge Schulkinder oder zur beruflichen Weiterbildung für arbeitslose oder unterbeschäftigte Personen. Im Bereich der Ausbildung arbeiten wir eng mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer zusammen und haben die erste nationale Cloud-Computing-Zertifizierung in Deutschland eingeführt.
Aktuelle Studien belegen weltweit einen gravierenden Gender Gap im KI-Sektor. Dabei sind Diversität und die weibliche Perspektive unverzichtbar, um Vorurteile und systematische Verzerrungen in KI-Systemen zu reduzieren. Was tut AWS, um mehr inklusivere KI-Technologien zu schaffen?
Das ist für uns ein sehr wichtiger Punkt. Wenn es um Frauen und um Vielfalt im Besonderen geht, gibt es ein paar Dinge, die wir tun, auf die ich sehr stolz bin. Wir haben mit „Get it“, ein Programm gestartet, das darauf ausgerichtet ist, junge Mädchen für MINT zu begeistern. Damit wollen wir gezielt digitale Fähigkeiten bei den 12-bis14-jährigen fördern. Wir veranstalten in 13 Ländern und in 14 Sprachen Schulwettbewerbe. Viele unserer AWS-Teams sind Inklusions-Botschafter, die mit den Lehrkräften eng zusammenarbeiten. Ich denke, diese frühe Förderung ist wirklich wichtig. Außerdem müssen wir weltweit die Möglichkeiten für digitale, kostenlose und leicht zugängliche Bildung und Ausbildung weiter ausbauen. Wir haben eine Reihe von Mentoring- und Sponsoringprogrammen, die für Frauen sehr wichtig sind, insbesondere in Saudi-Arabien. Dort haben wir Schulungen nur für Frauen eingeführt.
Die GITEX EUROPE legt bei ihrer Europapremiere in Berlin einen starken Fokus auf die Start-up-Szene. AWS bietet den Newcomern eine umfassende Plattform, um ihre Ideen zu skalieren und erfolgreich am Markt zu etablieren. Slack, Pinterest und Airbnb sind nur einige Erfolgsbeispiele.
Wissen Sie, das Startup-Geschäft liegt uns wirklich sehr am Herzen, denn es steckt in unserer DNA. Wir waren vor langer Zeit selbst ein Startup. Unsere Firmenphilosophie spiegelt das bis heute wider. Wir kämpfen für unsere Ideale und Ideen, Experimentieren und Scheitern gehören zu jedem Prozess dazu, wenn man innovative Produkte entwickelt. Wir haben ein sehr großes Programm namens AWS Activate. Es ermöglicht Start-ups, AWS-Dienste ohne Vorlaufkosten zu testen und ihre Ideen zu skalieren. Wir bieten mit AWS Activate und AWS Credits technische, finanzielle und strategische Unterstützung, damit die Newcomer von unserem Expertenwissen profitieren können. Das AWS Global Startup Programm fördert Start-ups in der frühen bis mittleren Phase bei der Produktentwicklung, Markteinführung und dem Co-Selling. In Deutschland gibt es Delivery Hero, Klarna, Zalando und Spryker, sie sind beispielsweise Digital Natives von morgen.
Das Thema Nachhaltigkeit ist auf der GITEX EUROPE ein zentrales Thema. Die Messe legt einen besonderen Fokus auf Greentech. Wie steht es bei AWS um das Thema Ressourcenschonung, Wasser- und Energieverbrauch?
Nachhaltigkeit bedeutet uns sehr viel. Amazon ist Mitbegründer des "Climate Pledge". Über 545 Unternehmen weltweit haben sich verpflichtet, bis 2040 CO2-neutral zu sein, darunter natürlich auch wir selbst. Wir sind weltweit die größten Abnehmer von erneuerbarer Energie. Und der Grund dafür ist, dass wir einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen. Wir stellen sicher, dass der Energie- und Wasserverbrauch in unseren Rechenzentren so effizient wie möglich ist. Bereits 2023 hatten wir unser Ziel erreicht, den Energieverbrauch unserer Betriebe weltweit durch erneuerbare Energien zu decken. Und wir haben eine ähnliche Verpflichtung in Bezug auf Wasser. Bis 2030 wollen wir wasserpositiv zu sein, was bedeutet, dass wir mehr Wasser an die Regionen zurückgeben werden, in denen wir tätig sind, als wir verbrauchen werden. Ende 2023 haben wir bereits 41% dieser Vorgabe erfüllt. Es liegt noch viel Arbeit vor uns auf diesem Gebiet, aber wir sind optimistisch und auf einem guten Weg. Wir arbeiten eng mit den Verantwortlichen vor Ort zusammen. Uns ist wichtig, dass die Kunden, die unsere Cloud verwenden, wissen, dass sie effizienter und nachhaltiger ist.
Mehr zur Tech-Messe finden Sie auf der offiziellen Website: www.gitex-europe.com
Von Claudia Kleist
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