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Labormedizin: Rückgrat der modernen Versorgung

Die Labormedizin steht selten im Rampenlicht. Doch was sie leistet, ist unverzichtbar für Prävention, Diagnose und Therapie.

Ein junger Mann sucht an einem Montagmorgen seine Hausärztin auf. Seit Tagen hat er Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Fieber. Die Ärztin kann zunächst wenig Auffälliges feststellen. Erst die Blutwerte, die am gleichen Tag im Labor bestimmt werden, liefern die entscheidende Information: Der Patient hat eine bakterielle Infektion, die eine gezielte Therapie erforderlich macht. Noch am Abend bekommt er das passende Antibiotikum – und sein Gesundheitszustand bessert sich innerhalb weniger Tage.

Was für Patient und Ärztin wie eine Selbstverständlichkeit wirkt, ist das Ergebnis einer hochspezialisierten Teamleistung, die jenseits der Sprechzimmerwände geschieht – in einem akkreditierten, fachärztlichen Labor. Fachärzt:innen für Laboratoriumsmedizin, Mikrobiologie oder Virologie, unterstützt von Biolog:innen, Chemiker:innen und medizinisch-technischen Assistent:innen, analysieren Tag für Tag Millionen von Proben – etwa die des oben genannten Patienten. Zwei Drittel aller medizinischen Diagnosen beruhen auf Laborbefunden. Anders gesagt: Labore bringen Licht ins Dunkel, ihre Arbeit fängt dort an, wo die rein klinische Untersuchung aufhört. Medizin ohne Labor? Undenkbar.

„Wer an ärztliche Behandlung denkt, hat häufig das direkte Gespräch, die körperliche Untersuchung oder bildgebende Verfahren im Kopf. Doch die medizinische Labordiagnostik prägt den Alltag der Versorgung weit mehr, als vielen bewusst ist“, so Dr. Michael Müller, Geschäftsführer der Labor 28 GmbH und Vorsitzender des Verbands der Akkreditierten Labormedizin (ALM). Ob Blutzuckerwerte, genetische Analysen, Nachweise von Infektionserregern oder die Bestimmung von Gewebetypen für Transfusionen – ohne präzise Laborbefunde bleiben Diagnosen vage und Therapien unsicher.

Labormedizin in Zahlen

  • 3 von 4 medizinischen Diagnosen beruhen auf Laborbefunden
  • In Deutschland werden täglich rund 700.000 Überweisungsaufträge bearbeitet – mit mehreren Millionen Einzelbefunden
  • Der Verband ALM e. V. vertritt über 200 medizinische Labore mit mehr als 1.000 Fachärzt:innen, rund 500 Naturwissenschaftler:innen und über 25.000 Mitarbeitenden (Mitgliedslabore)
  • Laborkuriere legen täglich über 1 Million Kilometer zurück, um Proben von Praxen und Kliniken in die Labore zu bringen

Informationsfilm Labormedizin

Labormedizin muss vieles erfüllen. Am Beispiel des eingangs erwähnten Patienten bedeutet das: Dass seine Blutprobe noch am selben Tag untersucht wird und er bereits am Abend das benötigte Antibiotikum bekommt, ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels. Seine Blutprobe wird in ein Labor geschickt, wird untersucht – und das Ergebnis von den dortigen Ärzt:innen analysiert, die wiederum ihren fachärztlichen Befund an die Hausärztin des Patienten weitergeben. Gut möglich, dass die Hausärztin im Labor anruft und um Beratung bei der Interpretation des Befundes und der Indikationsstellung bittet. All das passiert binnen weniger Stunden.

Entscheidend ist: Es spielt keine Rolle, ob der Patient in einer Großstadt lebt, in der das nächste Labor direkt um die Ecke liegt oder in einer weit entlegenen Region. Und es spielt keine Rolle, ob der Patient an einem gewöhnlichen Werktag kommt oder an einem Feiertag. Denn: Die akkreditierten Labore arbeiten rund um die Uhr, auch an Feiertagen – und decken dank einer ausgeklügelten Logistik auch ländliche Räume ab. „Es ist wichtig, dass die Menschen auf Amrum untersucht werden können, indem wir die Blutproben auf die Reise schicken und nicht die Patienten“, fasst es beispielsweise Dr. Claudia Derichs zusammen, die als Allgemeinärztin auf der nordfriesischen Insel Amrum tätig ist.

Aber: Labormedizin muss nicht nur schnell sein, sie muss nicht nur Tag und Nacht verfügbar sein und auch entlegene Regionen abdecken – sie muss vor allem absolut präzise und verlässlich sein. Es gibt wenige Bereiche, in denen Qualität so entscheidend ist wie hier, denn: Ein falscher Befund kann unter Umständen Leben kosten.

Vom Probeneingang bis zum Befund: qualitätsgesicherte Diagnostik – hinter jeder Probe steckt ein Mensch. © Laborartzpraxis Rhein-Main Magazin Labor erleben ALM

Hier kommen die akkreditierten, fachärztlichen Labore in Deutschland ins Spiel, versammelt im Berufsverband der Akkreditierten Labore in der Medizin ALM e. V.: Als hochspezialisierte Dienstleister schaffen sie es, Präzision, Tempo und Logistik zusammenzubringen. Die Mitgliedslabore betreiben mehr als 200 Standorte in ganz Deutschland, von Flensburg bis Füssen. „Unsere Labore bearbeiten an einem durchschnittlichen Tag rund 700.000 Überweisungsaufträge. Das entspricht Millionen Einzelbefunden“, so Laborarzt Prof. Dr. Jan Kramer, stellvertretender Vorsitzender des ALM e. V.

Die meisten Ergebnisse liegen noch am selben Tag vor – ein unsichtbarer Hochgeschwindigkeitsprozess, der reibungslos funktioniert, damit Patient:innen und behandelnde Ärzt:innen nicht warten müssen. Dahinter steht eine komplexe Logistik: Laborkuriere legen in Deutschland täglich mehr als eine Million Kilometer zurück, um Proben zeitnah aus Praxen und Kliniken in die Labore zu bringen. Das entspricht einer Strecke von rund 25 Erdumrundungen – Tag für Tag. Ergänzt wird dieses Netz durch digitale Prozesse: Befunde werden verschlüsselt übermittelt, in elektronische Patientenakten integriert und stehen den behandelnden Ärzt:innen oft schon wenige Stunden nach der Probenabnahme zur Verfügung.

In den Laboren finden sich eine Vielfalt an spezialisierten Disziplinen:
  • Laboratoriumsmedizin, die anhand von Blut- und Urinanalysen ein umfassendes Bild von Stoffwechsel und Organfunktionen zeichnen
  • Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, die Krankheitserreger identifizieren und Antibiotikaresistenzen sichtbar machen können
  • Humangenetik, die angeborene Erkrankungen entschlüsselt und personalisierte Therapien ermöglicht
  • Transfusionsmedizin, die für sichere Blut- und Gewebespenden sorgt
  • Pathologie, die Gewebeproben untersucht und Tumordiagnosen absichert

Labore untersuchen nicht nur Proben, sondern erbringen eine weitere sehr relevante Leistung: Sie unterstützen die einsendenden Ärzt:innen bei der Interpretation von Ergebnissen. Laborärzt:innen bringen ihre Expertise ein und helfen dabei, Befunde richtig zu deuten und passgenaue medizinische Handlungsempfehlungen abzuleiten.

Auch das ist ein wichtiger Beitrag, denn: Ein falsch interpretierter Wert kann schwerwiegende Folgen haben, etwa unnötige Therapien, verzögerte Behandlungen und im schlimmsten Fall sogar Leben gefährden. „Meine Patienten profitieren von unserer guten Zusammenarbeit mit den Ärzt:innen im Labor“, so Dr. Irmgard Landgraf, die eine Hausarztpraxis in Berlin betreibt.

Was leisten Labore?

  • Früherkennung: Screening-Programme für Krebs oder Stoffwechselerkrankungen beruhen auf Laboranalysen
  • Infektionskontrolle: Der Nachweis z. B. von SARS-CoV-2 oder multiresistenten Bakterien zeigt, wie wichtig Labore für Pandemievorsorge und Krankenhaushygiene sind
  • Prävention: Regelmäßige Blutuntersuchungen helfen, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und chronische Verläufe abzumildern
  • Sicherheit moderner Therapien: Bluttransfusion, Organtransplantation oder zielgerichtete Krebstherapien wären ohne labormedizinische Begleitung nicht denkbar

Klar ist: Fachärzt:innen für Labormedizin und verwandte Disziplinen tragen eine besondere Verantwortung. Und: Die Labordiagnostik in Deutschland ist kein Nischenbereich, sondern eine Infrastrukturleistung von nationaler Tragweite – vergleichbar mit Strom- oder Verkehrsnetzen, nur weniger sichtbar.

Mehr zu den gesundheitspolitischen Positionen des ALM hier.

 

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